GR221 – nichts klingt schöner als eine Buchstaben- Zahlenkombination, dachten wir uns, als unsere Eltern uns auf die Idee brachten, diesen traumhaften Wanderweg zu gehen. Das war Ende 2017.
Heute, im Februar 2018 stehen wir am Start. Wir können aus zeitlichen Gründen nur die erste Hälfte des ca 140KM langen Fernwanderwegs laufen, der im Süden bei Andtratx beginnt und im Norden in Pollença endet. Wir starten in St. Elm. Die Etappen des GR221 sind divers, beginnen meist in Niederungen und werden uns über die Gipfel der wundervollen Berge des Tramuntana Gebirges führen, in die malerischsten Orte der Insel. Namen wie Deia, Valldemossa und Sóller sind vielen bekannt. Hierher hat es berühmte Maler und Dichter gezogen. Schnell zu verstehen, wenn man die Landschaft hier einmal gesehen hat.
Nun geht es aber erstmal bergan. In Serpentinen windet sich der Pfad Richtung Gipfel. Auf dieser Etappe, die in der Finca ses Fontanelles für uns endet, erklimmen wir 550 Höhenmeter und steigen 300 Meter wieder bergab. Das Ganze auf 14 Kilometern. Wir müssen hier 2 Berge übersteigen und sind froh, als wir in unserer Unterkunft nach unzähligen Fotostops und Drohnenflügen ankommen. Bei fast 0 Grad nachts sind wir froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Am nächsten Morgen geht es nach wunderbarem Frühstück in einem leider viel zu kalten ungeheizten Frühstückraum weiter. Nächster Stop Esselenc. Die härteste aller Etappen führt uns über 13 Kilometer 600 Meter bergauf über einen Gipfel und später wieder 750 Meter bergab. Traumhaft. Obwohl man so langsam seine Knie spürt.
Mallorca ist im Februar ein Traum. Mandelblüte, Temperaturen um 15 Grad (in der Sonne locker 25) und ein stetiger leichter Wind lassen unser Hiking-Herz höher schlagen. So lässt sich wunderbar der Kälte entfliehen. Daheim sind es grad -18 Grad. Wir ziehen derweil eine weitere Lage aus und gehen nun leichter bekleidet weiter.
Andere Wanderer sehen wir nur an Aussichtspunkten. Man ist hier auf den Wegen zu 90% der Laufzeit allein. Früher im Jahr ist dieser Prozentsatz sicher noch deutlich höher. Uns ist es recht. So kommt das Gefühl der unberührten Natur selbst auf Mallorca auf. Positiv bleibt hier auch zu sagen, dass wir so gut wie keinen Müll auf oder seitlich an den Wegen entdeckt haben. So soll es sein. Butterbrotpapier gut festhalten und wieder mitnehmen! 🙂 Das Felsmassiv im Hintergrund ist der Gipfel dieses 1086 Meter hohen Bergs. Ein gutes Gefühl fast oben angekommen zu sein.
Hier haben wir mit Cas Papa ein grandioses Hotel gefunden, dass uns noch lang in Erinnerung bleiben wird. Vor allem auch wegen des tollen Essens mit Überraschungen. Aber das ist eine andere Geschichte, die erzählen wir euch gern persönlich ;D
Nach der schwersten, folgt die leichteste Route der Tour. 8 Kilometer ebenes Wandern nach Banyalbufar. 190 Meter hoch, 270 Meter runter. Ein Klacks :). Deshalb gibt es auch eher wenig Fotos, da die restlichen Etappen um einiges spannender sind. Im familiengeführten Hotel Vel Mar erwartet uns eine heisse Dusche, die wir dringend brauchen. Nach einem tollen Abendessen gehts ins Bett.
Auf diesem Bild sieht man wunderbar das Besondere an diesem tollen GR221: Bei Laufrichtung Norden ist das Mittelmeer so gut wie immer linke Hand zu sehen. Die Luft schmeckt leicht salzig und ist angenehm feucht um diese Jahreszeit. Vermutlich könnte es uns gerade nicht besser gehen, zumal die Tour heute wirklich eher spazieren gehen ist – wenn da nicht der 10 Kilo Rucksack auf dem Rücken wäre.
Heute wandern wir weiter nach Esporles. 9KM, 400 Meter hoch, 400 runter. In Esporles steigen wir in einem Backpacker (Refugi) ab. Direkt am Berg gelegen schaukeln wir unter einem alten Baum und schauen hinab ins Tal. Svenja heizt derweil den Ofen und versucht das nasse Holz zu entzünden. Wir gehen einkaufen und es gibt lecker Pasta mit Tomatensauce und Kapern. Im 16-Bett-Zimmer mit Stockbetten kommt Klassenfahrtfeeling auf. Hervorragend denken wir uns und schlafen zugleich ein.
Vorvorletzte Etappe und die zweitschwerste der Tour. Wir wollen nach Valldemossa. Wer noch nie hier war, sollte da unbedingt mal hin. Ein traumhaftes kleines Bergdörfchen.
Malerisch gelegen mit traumhaften kleinen Gässchen. Noch trennen uns allerdings 11KM, 650 Meter Höhe und 550 Meter bergab vom Örtchen. Wir meistern diese Etappe, obgleich wir gestehen müssen schon kaputt zu sein. Der Winter hat seine Spuren hinterlassen. Wir sind einfach weniger fit als im Sommer. So ist es nunmal denken wir uns und checken in unserer traumhaften Unterkunft ein.
Beim anschliessenden Abendessen verfliegen (auch dank des Biers) die Schmerzen in den Beinen und wir freuen uns auf die vorletzte Etappe nach Deia.
Nach Deia sind es 11 KM, 520 Meter hoch und 810 (!) Meter wieder runter. Unsere Knie schmerzen, aber die Tour ist es wert. Wir laufen wie Gazellen über lockeres Geröll in einem urigen Steineichenwald. Es ist so traumhaft schön hier. Der Weg ist auf dieser Tour definitiv das Ziel! Im Refugié Can Boi gibt es super leckeres Abendessen und ein 12 Bettzimmer. Dank wenig Schnarcher wachen wir am nächsten Tag wohl auf und freuen uns auf die letzte Tour nach Soller.
Soller ist einen Besuch wert, denken wir uns, bei diesen 10 Kilometern bei moderaten 600 Höhenmetern. Als wir ankommen sind wir froh, ein Eis essen zu können. 🙂 Wir freuen uns, alles so gut gemeistert zu haben und schauen wehmütig zurück auf die vergangen Tage.
Der GR221 wird uns im Herbst wieder sehen. Dann beenden wir den Weg. Es ist vermutlich einer der traumhaftesten Wege die man in Europa laufen kann. Ein absoluter Meilenstein für uns!
Schaut euch ein wenig die Fotos an 🙂
Cheers, S&B
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